Vegane Birnentarte und über den Erhalt von Streuobstwiesen
Letzte Woche bin ich mit meiner Mutter und den Kindern einer Einladung ins Osnabrücker Land gefolgt. Mir wurde ein Projekt vorgestellt, für das ich Botschafterin sein darf. Entlang einer beliebten Radstrecke durch erdgeschichtlich interessante Natur soll eine Wiese mit alten Streuobstsorten wie Äpfeln, Pflaumen, Kirschen, Quitten, Johannisbeer- und Stachelbeersträuchern angepflanzt werden, von denen sich Radfahrer und Wanderer beim Vorbeifahren und Rasten bedienen dürfen. Mir gefällt die Initiative. Ich hätte liebend gern eine Streuobstwiese in der Nähe, von der ich mit den Kindern ernten könnte.
Im Garten meiner Eltern stehen zehn Zwetschgen- und vier Apfelbäume. Meine Mutter kommt derzeit kaum hinterher einzukochen. In der Nachbarschaft wird getauscht. Neulich brachte sie mir Pfirsiche ihres Nachbarn mit. Zu meinem Erstaunen waren sie trotz des eher grauen Sommers hier in Norddeutschland unheimlich aromatisch! Gemeinsam zu ernten, damit man der Menge Herr werden kann, oder zu tauschen, verbindet. Wir haben im Garten unserer Mietswohnung einen Himbeerstrauch. Sind die Kinder der Nachbarschaft am Hof, tummeln sie sich immer wieder zusammen um den Strauch und naschen gemeinsam.
Ernten macht etwas mit uns. Es bringt Lerneffekte für Kinder, aber ich meine mehr, es erdet, es entschleunigt, es fühlt sich so reich an! Und die Momente verankern sich eindrucksvoll in uns. Liege ich richtig mit der Annahme, dass sich jeder von uns daran erinnert, irgendwann als Kind im Garten der Eltern, der Oma, beim Nachbarn oder im Urlaub etwas geerntet und frisch gegessen zu haben? Ernten schafft Lebensqualität, ich glaube, das kann ich ganz plakativ aussprechen.
Maria Theresia, die Kaiserin von Österreich, verordnete im 18. Jahrhundert die Anpflanzung von Streuobstbäumen entlang der Wanderstrecken, so dass die Handwerksburschen bei ihren Wanderungen zu essen hatten. Ein sehr mütterlicher Gedanke. (Sie hatte 16 Kinder und führte in Österreich auch die Schulpflicht ein). In Niederösterreich gibt es die Bäume noch heute entlang der Landstraßen.
Wenn euch die Idee des gemeinsamen Erntens auch gefällt, freut sich die TERRA.vita Initiative, wenn ihr für das Streuobstprojekt, oder eines der deutschlandweiten Naturprojekte in eurer Nähe votet*. Die Wiese befindet sich im TERRA.vita Gebiet, das mit seinen erdgeschichtlichen Funden (Schwarzkreide, Fossilien, Mineralien, Dinosaurierfußabdrücken…), zu einem von sechs deutschen UNESCO Global Geoparks gehört. ViO setzt sich gemeinsam mit EUROPARC Deutschland e.V. für den Schutz der Tier- und Pflanzenwelt und für den Erhalt der Artenvielfalt ein. Die Voting-Phase für 16 deutschlandweite ViOtope – das sind Naturschutzprojekte, die von ViO unterstützt werden – endet am 30. November 2017, gefördert wird anschließend das Gewinner-Projekt. Unter allen Teilnehmern wird eine Auszeit in einem Bio-Hotel verlost.
Ich teile heute mein Birnentarterezept mit euch. Ihr kennt es schon, wenn ihr mein Buch „Gesund backen“ besitzt. Mit saftigen Birnen wird es am allerbesten. Und ich lasse euch ein Gedicht da, das hier einfach zu gut passt.
Birnentarte mit Zimt und „Zucker“ (vegan)
aus meinem Buch „Gesund backen“
Reicht für 1 Tarte (23 cm Ø)
20 Min. Zubereitungszeit + 23 Min. Backzeit
Für den Boden
120 g Dinkel- oder Einkornmehl
100 g gemahlene Mandeln
1 Prise Salz
3 EL leicht erwärmtes natives Kokosöl oder mildes Kokosfett
3 EL Ahornsirup
Kokosöl für die Backform
Für den Belag
3 kleine Birnen
2–3 EL frisch gepresster Zitronensaft
1–2 EL Kokosblütenzucker, alternativ Birkenzucker
¼ TL Zimtpulver
Außerdem
Tarteform (23 cm Ø)
Und so wird’s gemacht:
1 Für den Teigboden die trockenen Zutaten mit flüssigem Kokosöl, Ahornsirup und 2 EL Wasser mit den Knethaken des Handrührgeräts vermengen. Sollte der Teig kleben, etwas mehr Mehl hinzufügen, sollte er brüchig sein, 1–2 EL Wasser dazugeben. Den Backofen auf 200 °C Ober-/Unterhitze (Umluft nicht empfehlenswert, Gas Stufe 3–4) vorheizen. Eine Tarteform mit Kokosöl bestreichen.
2 Den Teig kurz mit der Hand kneten, den Boden und die Seiten der Tarteform mit dem Teig auskleiden. Die Tarte mit Backpapier abdecken und im heißen Ofen auf mittlerer Schiene etwa 8 Minuten backen. Teigreste lassen sich gut zu einer Minitarte verarbeiten oder einfrieren.
3 In der Zwischenzeit für den Belag die Birnen nach Belieben schälen, halbieren, entkernen und in schmale Scheiben schneiden. Die Scheiben mit Zitronensaft vermischen. Die Tarteform aus dem Backofen nehmen und die Birnenscheiben kreisrund auf dem Boden anordnen. Kokosblüten- oder Birkenzucker mit dem Zimt mischen und über die Birnen streuen. Die Backofentemperatur auf 180 °C reduzieren und die Tarte auf mittlerer Schiene weitere 15 Minuten backen.
4 Die Tarte aus dem Ofen nehmen, leicht abkühlen lassen und aus der Form lösen. Sie schmeckt warm oder kalt köstlich, pur oder mit einer Kugel selbstgemachtem, veganen Eis wie diesem!
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn’s Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste ’ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb ’ne Birn.«
So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. ’s war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?«
So klagten die Kinder. Das war nicht recht –
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn‘ ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
Und die Jahre gingen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet’s wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung‘ übern Kirchhof her,
So flüstert’s im Baume: »Wiste ’ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew‘ di ’ne Birn.«
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
Theodor Fontane aus dem Jahr 1889
*Dieser Beitrag ist gesponsert von ViO. Vielen Dank für das schöne Projekt!
**Tarte-Bild und Rezept entstammen meiner Zusammenarbeit mit dem RIVA Verlag, hier liegen auch die Copyrights.
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Hallo, liebe Veronika!
Danke für das Ribbeck-Gedicht. Und für das Tarte-Rezept, das sicher auch ein Gedicht ist.
Ich bin Dir bisher still gefolgt, nachdem ich vor etwa einem Jahr auf deine Seite gestoßen bin und mich in dein (weihnachtliches) Apfelkuchenrezept verliebt habe. Endlich ein Rezept, wo auch meine laktose- und weizenempfindliche Schwester mitessen komnte! Ich habe seither viel von dir lernen können und finde es einfach sympatisch, wie du Ernährungswissen rüberbringst. Alles Gute weiterhin!
Eine tolle Sache!
Ich bin am linken Niederrhein in einem Reihenendhaus eines Dreifamilienhauses aufgewachsen. Kleiner Garten, aber großer Josta-Busch, rote und weiße Johannisbeeren, Himbeeren und Brombeeren. Nicht so begeistert waren wir wenn wir mithelfen mussten beim Ernten, begeisterter allerdings von dem „Gartensaft“, den wir aus der Ernte mit einem Dampfentsafter rausgeholt haben 🙂
LG, Sharon
Liebe Veronika, du hast Recht, auch ich habe sehr viele schöne Ernte-Erinnerungen. Natürlich fand ich das jährliche Auflesen der Äpfel auf dem Bauernhof meiner Großeltern irgendwann ziemlich öde, aber jetzt mache ich es mit meinen Kindern auf den Streuobstwiesen meines Schwiegervaters im Sonnenschein total gerne. Am Wochenende ernten die Kinder ihre ersten eigenen Kartoffeln , die sie im ausrangierten Sandkasten angebaut haben und freuen sich schon so darauf. Ja, Ernteerfahrungen erden und deswegen gibt es auch in unserem kleinen Garten viele verschiedene Naschmöglichkeiten. Und Herr Ribbeck ist immer wieder wunderbar. Danke für deine Gedankenanstöße, herzlichst Steffi
Liebe Veronika, ich habe vor ein paar Tagen das erste Mal Zwetchgenmus ohne Zucker gemacht – ca. 4 Stunden bei 180 Grad im Römertopf im Backofen – und bin total begeistert! Soll ja auch mit Apfelmus so gehen….das werde ich noch testen. Ich dachte bisher, der Zucker wäre wegen der Haltbarkeit nötig, aber anscheinend entsteht durch das stundenlage Köcheln soviel eigener Zucker, dass dies ausreicht zum Konservieren. Hast Du da mehr Informationen bzw. Erfahrungen mit (oder Deine Mutter mit den vielen Zwetschgenbäumen ;-))?
Vielen Dank und Herzliche Grüße, Sona
Ahhh, der Kuchen… Wir lieben ihn hier sehr und haben ihn schon oft gemacht. Geht auch prima mit Äpfeln oder Zwetschgen, er geht schnell und ist lecker… Und hier immer schnell weg 😊 Streuobstwiesen sind toll, in meiner Schwiegerfamilie gibt’s auch einige, deren Äpfel zu Saft verarbeitet werden.
Nachtrag: die Tarte funktioniert auch mit Quitten (vorgegart) und Streuseln 😍
Wie lecker!!
Liebe Grüße